POP
C D s
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NEUES AUS
DER MUSIKWELT
Kira
WHEN WE WERE GENTLE
S tu n t/S u n d a n c e CD
(3 9 ’ )
Andrea Schroeder
WHERE THE W ILD OCEANS END
G litte r h o u s e /In d ig o CD
(4 0 ’ )
Marissa N adler
JULY
B e lla U n io n CD (a u ch a ls LP e rh ä ltlic h )
Robben Ford
A DAY IN NASHVILLE
P ro v o g u e /R o u g h T ra d e CD
(45’ )
Diesmal nicht mit ihrer Band The
Kindred Spirits, sondern unter
eigenem
Namen
veröffentlicht
die dänische Sängerin Kira Skov
ihr neuntes Album. Gemeinsam
mit dem vielbeschäftigten Jazz-
bassisten und Ehemann Nicolai
Munch-Hansen begibt sie sich er-
neut auf einen farbenreichen Weg
zwischen Pop, Rock und Jazz. Das
Ergebnis erinnert an P. J. Harvey -
was angesichts des gemeinsamen
Produzenten John Parish nicht ver-
wundert. Der brachte auch gleich
seinen Tontechniker Paul Corkett
mit, welcher bislang mit The Cure
oder Nick Cave aufnahm. Kiras Mu-
sik tönt ähnlich sperrig und fragil
wie diese Vorbilder - spannend.pb
MUSIK ★
KLANG ★
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In Andrea Schroeders Welt strahlen
die Lichter der Großstadt nicht glei-
ßend hell, sie glimmen eher wie ab-
gedunkelt, als wären sie von einem
Trauerschleier überzogen. Noch
eindrucksvoller als bei ihrem De-
büt „Blackbird“ gibt die Berlinerin
auf dem Folgealbum die Poetin der
Nacht. In düsteren Rockchansons
singt sie von gefallenen Engeln
(„Fireland“) und Geistern in den
Straßen („Ghosts Of Berlin“), vom
Daseinsekel vereinsamter Städter
(„The Spider“) und Kulturabfall
unter schmutzigen Wolken („Dead
Man’s Eyes“). Chris Eckman von
den Walkabouts hat die schwarze
Romantik adäquat produziert.
hake
MUSIK ★
KLANG ★
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Als Folk-Fee hatte Marissa Nadler
mit „Ballads Of Living And Dying“
debütiert, ihre Kritiker dann aber
noch mehr begeistert, nachdem sie
sich offenbar in einen „Dream-Pop-
Wald“ verirrte und auch in diesem
Genre ziemlich ätherische Songs zu
schreiben begann. Akustische Gi-
tarren unterstrichen beim opulent
produzierten „Marissa Nadler“ 2011
den buchstäblich zauberhaften
Charakter der Erzählungen, sehr
prominent im Mix sind die hier auch
immer wieder. Gelegentlich hüllen
aber wabernde Synthesizer die
(unnötig stark verhallte) Stimme
der außergewöhnlichen Sängerin
in Klänge von eher künstlichem
Zauber ein.
F. Sch.
MUSIK ★
KLANG ★
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Der Ort muss was Magisches ha-
ben. Don Henley, Alan Parsons, 3
Doors Down uvm. ließen sich vom
Ambiente der Sound Kitchen zu
Großem inspirieren, und nun hat
auch Robben Ford in dem angese-
henen Studiokomplex in Nashville
an einem einzigen Tag ein komplet-
tes Album erster Güte eingespielt.
Der kurzen Produktionsdauer ver-
danken die Songs eine ansteckende
Live-Atmosphäre. Im humorvollen
Shuffle „Ain’t Drinkin’ No More“,
der Topballade „Different People“
sowie dem angejazzten „Top Down
Blues“ breitet der Kalifornier den
ganzen Variantenreichtum seiner
Gitarrenkunst aus. Ein Fest für alle
Bluesfans!
hake
MUSIK
KLANG ★
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Buchkritik
Die Beatles solo
In kultiviertem Plauderton beschreibt Mat Snow das
Schaffen von Lennon & Co nach Ende der Fab Four
Ob Mark Lewisohns „Beatles - All
These Years: Tune In“, erster von
drei Bänden seiner mit Hymnen ge-
priesenen Monographie, jemals in
deutscher Übersetzung erscheinen
wird, ist eher zweifelhaft. Selbst
einschlägig spezialisierte Verlage
mochten sein Standardwerk „The
Complete Beatles Recording Ses-
sions: The Official Story of the
Abbey Road Years 1962-1970“ hier-
zulande nicht übersetzt bringen.
Mit dem Anspruch von Lewisohns
Büchern will Mat Snow, ehemals
Chefredakteur der Zeitschrift „Mo-
jo“, trotz gründlicher (auch intimer)
Kenntnisse und ausgewiesenem
Sachverstand nicht konkurrieren. Er
bevorzugt einen kultivierten Plau-
derton, zitiert gern flotte Sprüche
der berühmten Musiker (Paul Mc-
Cartney: „Wenn man im Pub spielen
kann, hat man eine gute Band .
..“
und Ringo Starr: „Ich mag Kinder,
ich war selbst mal eins . .
.“), geht
dabei aber auch näher kritisch auf
beträchtliche qualitative Schwan-
kungen der Soloveröffentlichungen
im Laufe der Jahre ein und setzt
sich durch seine Art des Erzählens
entschieden von üblichen eher
lexikalischen Darstellungen ab.
Richtig drastisch, wie in anderen
Reportagen zu lesen, mag er das al-
koholisierte lange „lost weekend“
von John Lennon nicht porträtieren.
Am Ende hängt er sich sehr weit
aus dem Fenster mit der Behaup-
tung: „Als menschlichster aller
großen Künstler und stilprägende
Ikone unserer Zeit wird John Lennon
gewiss auch künftige Generatio-
nen inspirieren.“ Dem Koks und
anderen als seiner eigenen Frau
oft zugetanen George Harrison
(„Manchmal pfiff ich mir eine gan-
ze Flasche Brandy rein plus all die
anderen schlimmen Sachen, die
so herumfliegen .
..“) flicht er keine
derlei posthum ehrenden Kränze.
Von dem erfahren wir, dass er allen
Ernstes zu schüchtern war, sich an
Mat Snow: Die Beatles - solo
(Hannibal Verlag), 384 S., 49,99 Euro
ELO-Chef Jeff Lynne als potenziellen
Produzenten und Band-Kollegen zu
wenden. Den Kontakt musste Dave
Edmunds herstellen.
Gelegentlich lässt er sich doch
zu kritischen Verdikten hinreißen.
„Band On The Run“ ist für Mat Snow
„Pauls Meisterstück als Schöpfer
von purem Popeskapismus“, wäh-
rend er „Chaos and Creation in the
Backyard“ für „sein Meisterstück
als Singer-Songwriter“ hält. Für den
ganz sicher beabsichtigten Nostal-
gieeffekt sorgen die vielen Fotos.
In dem Ringo Starrs Soloschaffen
gewidmeten Band (jeder der vier
hat 96 Seiten) gibt es davon aus
nachvollziehbaren Gründen mehr
als in den anderen drei.
Franz Schöler
Damien Jurado
BROTHERS AND SISTERS
OF THE ETERNAL SON
S e c re tly C a n a d ia n /C a rg o CD (a u c h a ls LP)
(3 5 ')
Damien
Jurados
fantastisches
neues Album setzt in mehrfacher
Hinsicht „Maraqopa“ (2012) fort.
Richard Swift machte aus seinem
LoFi-Klangverständnis
heraus
wiederum einen tollen Job als
Produzent, und Jurados spirituelle
Songerzählungen knüpfen eben-
falls direkt beim Vorgänger an. Jetzt
begibt sich der Protagonist seiner
Lyrikschöpfungen auf eine Reise
zu sich selbst, verliert sich unter-
wegs und kehrt nie wieder „nach
Hause“ zurück. Hervorragend da-
zu passend ertönt ein grenzenlos
erscheinender Psychedelic-Rock,
der gängige (Studio-)Regeln kreativ
ignoriert.
hake
MUSIK
KLANG
132 STEREO 3/2014
★ ★ ★ ★ ★ hervorragend I ★ ★ ★ ★ sehr gut I ★ ★ ★ solide I ★ ★ problem atisch I ★ schlecht
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